Pflegefachkräfte sind keine Batmen!

Sie sind keine Helden der Gesellschaft. Genauso wenig Helden, wie die all die anderen KollegInnen, die einen Dienst an der Gesellschaft leisten.

Deshalb stelle ich diese Werbung aus Hamburg an den Pranger, und dies aus Gründen.

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Liest man den Text, kommt der Eindruck auf, dass da jemand wohl manche Kritiken an Werbung verfolgt hat. Dennoch wird ins gleiche Horn geblasen. Denn neben diesem recht dümmlichen Foto eines „Bad man“ werden die Angesprochenen ungefragt geduzt.

Pflegekräfte haben kaum Freizeit, je nachdem, wie die Schichten stundenmäßig geplant sind. Nun mag mancher denken, dass doch 6 – selbst 7,23 Stunden Arbeit (netto!!) am Tag kein Stress sind. Sind sie aber. Und dies genau dann, wenn man eine 39,5 Stundenwoche hat. Aber dieses Thema hatte ich schon in mehreren Beiträgen hier im Blog beschrieben. Es sollte also für die „blogkundigen“ Leser bekannt sein.

Und eben freie Wochenenden sind elementar wichtig für uns. Wichtig deshalb, weil wir dann endlich – wie die anderen Berufe auch – dann Wochenende haben, wenn die anderen es auch haben. Nur wer mehr als drei Wochenenden dauerhaft am Stück in Pflegeeinrichtungen Dienst hatte, muss erst einen Sonntag wieder kennenlernen, einen Tag der Ruhe, nicht nur in der Seele, sondern auch draußen auf der Straße im Ort.

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Aber es geht auch wirklich noch schlimmer. Einige grauenhafte Werbeanzeigen habe ich ja schon in loser Reihenfolge hier gezeigt, mit entsprechender Kommentierung meinerseits. Die folgende Anzeige aber zeigt noch mehr Hohn, was den Respekt an unserem Beruf anbelangt.

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Ich erspare mir jetzt wirklich jeden weiteren Kommentar zu dieser für mich abwertenden und deshalb erbärmlichsten Anzeige. Pflegekräfte sind keine Bienen! Sie sind qualifiziert und professionell! Auch für sie gilt Art. 1 unseres Grundgesetzes!

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Erinnert Ihr Euch noch an den Sahnekuchen fressenden und wirr dreinblickenden Mann? Wenn nicht, schaut einfach mal auf das Headerfoto dieses Beitrages. Er ist wieder da und scheint ein inzwischen beliebtes Model für Anwerbungen von Pflegekräften zu sein. Er ist wieder da!

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Und wieder das „Helden-Thema“. Und in der Anzeige steht wieder: „Pflegekräfte sind Helden“

Wisst Ihr eigentlich, was ein Held ist? Auf Wikipedia steht dazu zu lesen:

Ein Held ist eine Person, die eine Heldentat, also eine besondere, außeralltägliche Leistung vollbringt. Dabei kann es sich um reale oder fiktive Personen handeln, um Gestalten der Geschichte, aber auch aus Legenden oder Sagen. Seine heroischen Fähigkeiten können von körperlicher Art oder auch geistiger Natur sein.

Also, ein Held erbringt meist nur EINE besondere alltägliche Leistung. In der Pflege aber ist dies ein Dauerzustand, der alle Beteiligten an den Rand ihrer Kräfte, körperlich wie psychisch bringt. Also sind Pflegekräfte keine Helden, sondern Opfer eines Systems, in dem unter dem Aspekt des Profites Pflegekräfte lediglich ein Spielball der Akteure sind.

Aber egal, mag jeder das Wort „Held“ so verstehen, wie er/sie es mag. Nun deshalb zurück zur Werbung um Arbeitskräfte in der Pflege.

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Mich hatte erstaunt, warum einige Werbeanzeigen so wunderhübsche und erholt aussehende „Pflegekräfte“ mit Stetoskop um den Hals zeigen. Die Lösung ist einfach: Es sind Models! Das zeigt diese Anzeige hier:
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Und wie frische Models, die gerne in der Pflege arbeiten und sogar (trotz ihrer Professionalität) an einen Kiosk gehen, um Bonbons zu holen, zeigt folgende Anzeige:

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Diese Anzeige ist (derzeitig noch) so wirklich online.

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Nehmt es mir bitte nicht übel, aber ich kann und will im Augenblick kaum noch für die Pflege und ihre Rechte kämpfen. Die Pflege ist eine riesige Gelddruckmaschine. Sei es für die Betreiber von Kliniken und Pflegeorganisationen, sei es für sog. selbsternannte Werbefuzzis, die meinen, Pflege „lustig“ darstellen zu müssen, sei es für Organisationen, die das Bedürfnis von Pflegefachkräften nach Anerkennung für sich und Veranstaltungen nutzen. Ich bin es müde, für diejenigen zu kämpfen, die sich anbiedern und opportunistisch agieren, um ihre eigenen Ziele (i.e. Macht!) zu erreichen.

Wenn die Pflege es nicht schafft, endlich ihre egomanischen (Grabenkämpfe) Ambitionen beiseite zu legen und für die Sache zu kämpfen, werden weiterhin Dritte allein diejenigen sein, die über uns bestimmen.

Deshalb befürchte ich, dass ich weiterhin noch schlimmere Anzeigen zugeschickt bekommen werde. Anzeigen, die mit ihrer Botschaft unseren Beruf mit Füßen tritt und herabwürdigender kaum sein kann. Und ich erlebe keine Solidarität seitens der Angehörigen pflegebedürftiger Menschen. Klar, eine Schachtel „Merci“ sollte reichen.

In diesem Sinne
Eure Frau Sofa

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