Frau Sofa liest: Armin Rieger „Der Pflege-Aufstand“

Eine subjektive Buchbesprechung.

Auf Twitter wurde ich gebeten, eine Rezension des Buches von Armin Rieger mit dem Titel „Der Pflege-Aufstand“ zu schreiben, wenn ich das Buch durchgelesen habe.

Nach weniger als 4 Stunden Lesezeit bin ich knapp vor  Kapitel 9 gelandet, weshalb ich mir schon jetzt eine Meinung bzw. Bewertung des Buches erlauben kann.

  • Zur Person

Der Autor des Buches, Armin Rieger, ist Heimleiter und Betreiber der kleinen Einrichtung „Haus Marie“ in Augsburg. Es handelt sich, wie er schreibt, um ein Haus für 33 Bewohner, die unter gerontopsychiatrischen Erkrankungen leiden. Wenn man das Buch liest, merkt der Leser ganz schnell, wie engagiert dieser Mann sich für seine Bewohner und Mitarbeiter einsetzt.

  • Zur Sprache

Ich möchte Herrn Rieger nicht zu nahe treten, aber die Sprache des Buches ist einfach gehalten. Kurze Sätze, die hin und wieder von einigen komplizierteren Sätzen unterbrochen werden. Das Buch liest sich schnell. Und während des Lesens merkt man die Wut und die Verzweiflung, dass die Umstände in der Pflege so sind wie sie sind. Und sich wohl auf die Schnelle nicht korrigieren lassen.

Herr Rieger lässt den Leser sehr schnell sein Engagement für eine gute Pflege spüren, wie auch seine Wut über das System, in dem die Altenpflege stattfindet. Die von ihm eingesetzte Sprache ist geeignet, dass sie  jedermann verstehen kann. Sicherlich seine Absicht, um die Hintergründe der Missstände in der Altenpflege weiter in der Öffentlichkeit publik zu machen.

  • Zum Inhalt

Herr Rieger spricht in seinem 240seitigem Buch die wesentlichen Elemente an, die für die Misere in der Altenpflege verantwortlich sind. Manche dieser Punkte habe ich auch schon in einigen Blockbeiträgen angeschnitten.

Herr Rieger schneidet manche Punkte an, ohne sie leider weiter zu vertiefen. Das Thema „Heuschrecken“ bzw. „Investoren“ in der Altenpflege wird emotional angestoßen wie auch die Rolle des MDK bzw. der Heimaufsicht und die der Pflegekassen. Politiker wie auch Lobbyisten und wir Pflege(fach)kräfte bekommen unser Fett ab. Er legt seinen Daumen in die Wunde, ohne aber richtig zuzudrücken.

Für Personenkreise, die sich über das Thema „Problemfeld Altenpflege“ beschäftigen wollen oder müssen, ein gutes Buch, um weitere eigene Recherchen zu betreiben. Für uns Pflege(fach)kräfte, die sich kritisch mit dem System „Altenpflege“ auseinander setzen, ein alter Hut. Bestätigt das Buch doch unsere Vermutungen und Meinungen. Gut ist, dass das Buch von einem kritischen Betreiber eines Altenheims geschrieben wurde: Die Sicht auf das System von der anderen Seite eines Menschen, der davon profitieren könnte, wenn er denn wollte. Herr Rieger will es aber nicht.

Manche Fakten, die Herr Rieger in seinem Buch erwähnt, stammen aus seiner Erfahrung. andere entweder aus der Presse oder aber von Hören-Sagen und -Lesen. Die Themen werden angeschnitten, zum Teil mit Vermutungen oder Schätzungen hinterlegt und von einigen eigenen Erfahrungen hinterlegt

  • .Quintesenz

Das Buch ist ideal für die Personen geeignet, die sich einen ersten Eindruck in das Chaos in der Altenpflege verschaffen wollen. Nicht nur, dass es emotional und wütend geschrieben ist, gibt es einen guten ersten Einblick in die Problemfelder, in denen sich die Altenpflege bewegt und um ihr Überleben zu kämpfen hat.

Für kritische und das System hinterfragende Altenpflegefachkräfte ist dieses Buch eher uninteressant. Denn es liefert kaum neue bzw. spektakuläre Informationen, die wir nicht schon wissen.

Interessant allerdings sind die von ihm aufgeführten Verbindungen von Politikern mit den Betreibern von Pflegeheimen. Ein Thema, um das sich die investigative Presse unbedingt mal kümmern sollte.  Auch wissen wir kundigen Fachkräfte um seine Verfassungsbeschwerde, die abgelehnt wurde. Für Neulinge aber mehr als interessant, zumal sie durch seine Sprache sich schon längst in einer geladenen Emotion befinden.

  • Mein Fazit

Das Buch ist wirklich dazu geeignet, „Unwissende“ in das Thema „Chaos in der Altenpflege und Gewinnmaximierung“ einzuführen. Armin Rieger reißt relevante Themen an, lässt aber Leser wie mich mit weiteren Fragen zurück, um deren Beantwortung man sich selbst kümmern muss, wenn es denn die Zeit zulässt.

Bedauerlich finde ich, dass er eine Vielzahl von Punkten anschneidet, ohne sie weiter zu vertiefen. Gut finde ich, dass er alle diese Punkte anschneidet. Denn so erkennt  man die Dimension, in der wir Altenpfleger uns befinden. Und weshalb sich das System „Altenpflege“ auch in nächster Zukunft wohl nicht ändern lässt.

Ich hoffe darauf, dass manche Journalisten sich dieses Buch zu Herzen nehmen und anfangen, tiefer in diesem Abgrund zu recherchieren und die Ergebnisse massiv publik zu machen.

Denn nur so lassen sich die Bedingungen in und um die ALTENPFLEGE  verbessern. Und nur so lassen sich auch die letargischsten Altenpfleger endlich mobilisieren und zum Kämpfen bewegen. Aber auch hoffentlich die Menschen, die aus einer Not heraus versuchen, einen Pflegeplatz für sich oder einen Angehörigen zu finden.

Wenn ich 5 Sterne für das Buch vergeben könnte, bekäme es von mir 3.5 Sterne. Nicht wegen des Themas, das 5 Sterne verdient hätte.

Mein Urteil: Lesenswert.

Armin Rieger
Der Pflege-Aufstand
Ein Heimleiter entlarvt unser krankes System – Würdige Altenpflege ist machbar
240 Seiten
1. Auflage
EAN: 978-3641195984
Preis: 16,99€

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