Raus aus dem Jammertal!

Das erste Mal waren wir  mit dem Hashtag #twitternwierueddel erfolgreich, und das gnadenlos und genial Fach übergreifend. Irgendwann hatte ich aufgehört zu zählen, wieviele Kollegen und Kolleginnen ihre Erfahrungen in der Pflege mit 240 Zeichen berichteten.

Nun ist es aber dringend an der Zeit, die nächste Stufe einzuleiten, schon allein, um uns aus dem anscheinenden „Jammertal“ herauszuführen und nach außen zu zeigen, wie stark wir mittlerweile sind. Keine/r von  uns ist im Beruf einsam. Wir sind GEMEINSAM!

So, und nun empfehle ich allen Lesern aus der Pflegebranche, mitzumachen. Und das Mitmachen ist eigentlich sehr einfach, aber auch sehr schwer, denn es wird damit an alten Gewohnheiten und Eigenschaften gerüttelt. Und dazu gehören auch unsere Raucherpausen.

Wir müssen uns auf unser ethisches Modell berufen und nur noch das tun, was unserer Veratwortung zugeschrieben wird.  Im Folgenden werde ich alles nur in einzelnen Punkten auflisten. Und ich bitte jeden von Euch um Reflexion des eigenen Tuns und um entsprechende Korrekturen. Gerade diese werden schmerzhaft sein, denn sie greifen in unsere „Fluchtmechnismen“ ein. Aber um unser Berufsbild und dessen Stärkung voranzutreiben müssen gerade wir uns räsonieren und so professionialisieren. Nun ist es Zeit, ein Selbstbewusstsein aufzubauen und nach außen zu vertreten.

Auch weil ich die immense Arbeitsbelastung unserer Kollegen aus Kliniken und Krankenhäusern kenne, wage ich nicht, in ihrem Namen zu schreiben. Aber meine Ratschläge an uns Altenpfleger dürften Manchem von Euch in den Krankenhäusern und Kliniken hilfreich sein.

  1. Informiert Euch über Eure Rechte! Nichts ist schlimmer in der Pflege als Mitarbeiter, die nicht wissen, was beispielsweise der Unterschied zwischen Mehrarbeit und Überstunden ist oder die nicht wissen, was „Frei“ bedeutet und warum.
  2. Springt nicht mehr ein! Wenn eine Kollegin krank geworden ist, dann liegt es in der Verantwortung Eures AGs (und nicht an Euch), für Ersatz zu sorgen. Eigentlich sollten Dienstpläne (DP) so gestaltet sein, dass der Ausfall einer Kraft aufgefangen werden kann.
  3. Geht nicht ans Telefon, wenn Ihr frei habt und die Nummer Eures AGs auf dem Display seht. Schon allein die Tatsache, Euch während Eures Freis anzurufen, ist eine schiere Unverschämtheit. Das FREI dient Eurer Rekonvaleszenz. Diese wird aber durch den Anruf unterbrochen. Selbst, wenn Ihr die Nummer ignoriert und nicht dran geht, dann wird Euch das schlechte Gewissen jagen und so Eurer Erholung eine Tritt in den A**** zu verpassen.
  4. Zeichnet nur noch das ab, was Ihr auch wirklich gemacht habt und nutzt das Berichteblatt dazu, Bewohner bezogen zu begründen, weshalb manche Maßnahmen nicht umgesetzt werden konnte. Rechtswegen allein seid Ihr schon dazu verpflichtet.
  5. Zeichnet keine Lücken ab! Denn Ihr habt die Versorgung nicht durchgeführt, sondern übernehmt mit Eurem Kürzel mit allen Konsequenzen die Verantwortung. Wollt Ihr das?
  6. Fordert Weiterbildungen ein! Das beste Arguenent ist der Hinweis auf die Umsetzung der Expertenstandards! Es reicht nicht, einer EL oder PDL für etwa eine halbe Stunde zuzuhören, wie sie über die neuen „Ergebnisse“ referiert. Ihr seid Fachkräfte und wollt auf dem neuesten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis wirken.
  7. Übernehmt keine fachfremden Tätigkeiten. Denn gerade mit dieser Art von Übernahme deckt Ihr Personalmängel ab! Es ist nicht unsere Aufgabe, Tische abzudenken.
  8. Wenn Ihr raus geht, eine Zigarettenpause zu machen, bitte denkt an Eure nichtrauchenden Kollegen. Seid bitte so fair und berücksichtigt Eure Zigi-Pausen bei Eurer eigentlichen Pausenzeit.
  9. Arbeitet entsprechend unseres Berufsethoses nach dem ICN (PDF).
  10. Lernt das Wort „NEIN!“ auszusprechen, und Ihr wisst aber, warum Ihr es dürft!
  11. Es hilft, sich daran zu erinnern, dass es dem Pflegebedürftigen auch gut geht, wenn wir/ Du/ ich wegen unseres Freis oder Urlaubs nicht vor Ort sind. Wir/ Ihr sind nicht die Erlöser!

Das wäre schon mal der erste schmerzhafte Schritt – schmerzhaft für beide Seiten, auch für uns, denn wir werden uns von unseren anerzogenen Verhaltensweisen des Devotismus verabschieden müssen. Wir müssen lernen, uns zu behaupten und abzugrenzen. Und schmerzhaft wird es für die Einrichtungen… sehr schmerzhaft!

Es  geht aber nur, wenn ALLE mitziehen! ALLE! Obwohl es in beinahe jeder Einrichtung eine Petze gibt, die auch gerne einspringt, weil sie sich „einschleimen“ möchte, solltet Ihr es machen. Nur solltet Ihr Euch vorher sehr sehr gut über Eure Rechte informiert haben, damit Ihr sachlich und auch ruhig kontern könnt.

Denkt einfach darüber nach.

In diesem Sinne

Eure Frau Sofa

Ein Kommentar

  1. Dein blog ist einfach genial, du schreibst so toll und wirklichkeitsnah, und ich bin stolz und werde auch immer rot, wenn du von meinem blog hier Texte reinstellst. Denn ich bin lange nicht so eine gute Schreiberin wie du. Danke ❤ Extra ein Kastensatz.

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